Der Untergang von Godly Gulch

 

Leseprobe

 

 

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Während Ma den Kadaver zerlegte, trug ich das Blut zum Brunnen. Es war eine schreckliche Aufgabe, aber immerhin brachte sie mich außer Sichtweite des grausigen Schauspiels. Wenn ich auch noch dabei zugesehen hätte, wie mein Spielkamerad ausgeweidet wurde, hätte ich das wohl nicht verkraftet.

Ich versuchte, dem Vorgang etwas Feierliches abzugewinnen. Snortys Überreste dem Brunnen zu übergeben, war schließlich so etwas Ähnliches wie das Vergraben von Rex, unserem Hund. Dieser war gestorben, als ich noch kaum hatte sprechen können, aber ich erinnerte mich genau an ihn. 

Man gab das, was übrig war, der Erde zurück. War das nicht ein schöner Gedanke? Und in Snortys Fall kam dem Akt sogar noch mehr Bedeutung zu.

»Du gehst jetzt zu Gott, Kumpel«, murmelte ich mit heiserer Stimme. Das Blut im Eimer schwappte bei jedem Schritt, erste Fliegen fanden sich bereits ein, um es zu umschwirren. »Dank dir werden wir es bald besser haben.«

Die Worte mochten richtig klingen, vernünftig. Aber sie fühlten sich nicht so an. Es war falsch, und zwar alles. Der Zustand der Felder und des Wassers, das Opfern, Snortys Tod. Was war das für ein Gott, der all dies zuließ und uns sogar dazu zwang? 

Reflexartig zog ich den Kopf ein, denn Pastor Caine pflegte mir einen Schlag in den Nacken zu versetzen, wenn ich gotteslästerliche Äußerungen von mir gab. Er schlug deutlich stärker als Ma, und für diese Gedanken hätte er seine Hand wohl mehrmals auf mich niederfahren lassen.

Schließlich stand ich am Brunnen. Über mir brannte die Sonne, unter mir wirbelte Staub, dazwischen summten die Fliegen. Es war ein einfacher Brunnen, der seit Pas Tod nur noch schlecht instand gehalten wurde. Aufeinandergeschichtete Steine in Zylinderform, gekrönt von einem Kurbelmechanismus samt Seil und Eimer, mehr nicht. 

Ich hob Snortys Blut über den Wall aus Steinen, murmelte: »Es tut mir leid, Kumpel«, und goss es aus. Zwei, drei Wimpernschläge später hörte ich es in der Tiefe auf den schlammigen Untergrund treffen und sich damit vermischen. Soweit ich zurückdenken konnte, war der Wasserstand nicht dermaßen niedrig gewesen.

Ich hätte den Eimer und die Opferschüssel nur zu gern ausgewaschen, außerdem musste ich das Blut meines unglückseligen Freunds vom Körper bekommen. Aber irgendwie ahnte ich, dass ich mit dem verunreinigten Wasser etwas noch Schlimmeres auf meine Haut bringen würde. Etwas, das man vielleicht nicht sah, das aber mehr Fliegen und anderes Ungeziefer anlockte als alles Blut der Welt. Ma schien das ähnlich zu sehen, denn als ich zu ihr zurückkehrte, reinigte sie sich gerade mit Büscheln trockenen Grases, die sie am Wegesrand ausgerissen hatte.

»Du auch« presste sie knapp hervor. »Wir müssen zur Messe.«

 

 

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